
Mayla = Treehugger
Eigentlich wollten Mayla und ich in die Schweiz, auf eine Art Festival. 2 Tage vor geplanter Abreise überlegte ich es mir anders: es schien doch nicht so das passende für uns zu sein.
Am gleichen Tag erhielt ich eine Email von meinen beiden australischen Freunden Jason und Janelle, die seit einem Jahr in London leben. Wann ich denn endlich mal vorbei kommen würde?
Na also, dachte ich, das kann kein Zufall sein. Es gab zwar leider keine günstigen Zugticket, aber was solls: ich buchte meine Zugfahrt von Osnabrück über Köln und Brüssel nach London, sowie die Rückfahrt 2 Wochen später.
2 Tage hatte ich noch, um einen alten Großbritannien-Lonely-Planet vom Dachboden zu kramen, mir eine ungefähre Route zu überlegen, Couchsurfing-Profile zu durchstöbern und Freunde über England auszuquetschen, dann ging es los.
Ein schwieriger Start – Schlafmangel
Die Nacht vor unserer Zugreise schlief Mayla ausnahmsweise mal schlecht. Der Mittagsschlaf im Zug fiel natürlich auch sehr kurz aus. Und dann waren wir erst abends um 9 Uhr bei Jason und Janelle in London. Die gut 8stündige Zugfahrt hat sie zwar super bewältigt, aber als wir dann ankamen, war sie total übermüdet. Am nächsten Morgen wachte sie um 5 Uhr morgens auf, da uns die Sonne dank fehlender Jalousien in das Gesicht schien. Die Folge war eine komplett unausgeglichene Mayla. Es dauerte einige Tage, bis wir Maylas Schlafdefizit eingeholt hatten.
London!
Das erste Mal in Europas größter Metropole!
London ist riesig, laut, unübersichtlich und teuer. Es ist aber auch lebendig, multikulturell, voller weitläufiger Parks und Museen, die keinen Eintritt kosten.
Meine Freunde geben uns eine kleine Stadtführung (die der übermüdeten Mayla wenig zusagt), wir erkunden viele Spielplätze, die allesamt immer voller Kinder sind (die Spielplätze in Westerkappeln, unserer Heimatstadt, sind fast immer menschen- bzw. kinderleer) und besuchen zwei Museen.
Erst geht es in das Natural History Museum, das besonders auf Kinder zugeschnitten sein soll. Ist es auch, besonders allerdings für Kinder, die schon Dinosaurier-, Meerestiere-begeistert sind oder sich für ausgestopfte Tiere interessieren. Trotzdem war es auch für Mayla interessant, besonders der riesengroße animierte Tyrannosaurus-Rex fesselte sie und nur mit gutem Zureden konnte sie sich nach 15 Minuten von ihm lösen.
Dann besuchen wir noch das British Museum, ein riesengroßes, ebenfalls kostenloses Museum mit etlichen Ausstellungen zu den verschiedenen Erdteilen, Kulturen, Wissenschaften der Erde Es ist wahnsinnig spannend, besonders gut gefällt mir die Ausstellung zu Naturvölkern und eine Ansammlung von all den Pillen und Medikamenten, die eine Frau und ein Mann im Laufe ihres Lebens genommen haben – eine erschreckende Veranschaulichung, wie viel Chemie der „Durchschnittsmensch“ in seinem Leben schluckt.

Wir haben zufälligerweise eine kleine Kirmes gefunden!

Big Ben

Die riesige Bücherei im British Museum

Mittagsschlaf im British Museum

Ausgeschlafen – die Ausstellungen sind zu langweilig, stattdessen darf Mayla Treppen hoch und runter klettern

Ein DInosaurierschädel im Natural History Museum



Mit Jason und Janelle ib der U-Bahn, auch „Tube“ genannt
Klassisches britisches Wetter in Stonehenge und Shaftesbury
Als alter Fan der Avalon-und-König-Arthur-Sage musste ich mir natürlich Stonehenge anschauen. Obwohl es sehr touristisch ist, hat mir der Besuch doch gut gefallen. Leider darf man nur in einem recht großen Abstand außen um die Steine herum laufen und alles ist voller Leute, dennoch fasziniert einen dieses große Mysterium. Es gibt viele Informationen.und zusätzliche Ausstellungen, und es ist ein herrliches Gefühl, um die Steine herumzuwandern. Wie muss es erst sein, frage ich mich verträumt, hier ganz alleine, ohne andere Touristen, Restriktionen und Zäune, durch die Steine zu spazieren?
Ich bin froh um unsere Regensachen und Mayla rennt quietschend vor mir her und weg. Sie spielt mit dem immer stärker werdenden Wind, lehnt sich dagegen, lässt sich anschieben und immer wieder merke ich, dass ich nicht mehr meinem Audioguide zuhöre, sondern vielmehr mich auf Maylas kindliches Spiel konzentriere – so wie viele andere auch. Irgendwann wird der Wind so stark, dass Mayla mehrmals umgeworfen wird und sich bei den Windbören nicht alleine wieder aufrichten kann. Ich nehme sie auf den Arm, der Regen wird stärker und in diesem ungemütlichem Wetter rennen wir zurück zum Ausstellungsraum.
Unser nächster Halt ist Shaftesbury, ein kleiner Ort etwas 30km südwestlich von Stonehenge, wo ich von Roz und ihrem 5jährigen Sohn Algy beherbergt werde. Mayla ist begeistert von Algy und vor allem seien Spielsachen. Sie rutscht, fährt mit seinem kleinen Auto, springt Trampolin, baut mit seinen Bausteinen und fühlt sich pudelwohl, während Algy mich an der Hand durch den Garten zerrt um mir seine Geheimgänge und -verstecke sowie seine drei Hühner Isabelle, Mathilde und Jasmin vorzustellen. Auch mit Roz kommen wir gut klar und erleben wundervoll friedlich-ruhige Nächte in unserem großen Dachgeschoss-Zimmer. Shaftesbury mit seinen endlosen Feldern, uralten kleinen Häusern und Wäldern ist eine willkommene Veränderung nach den drei Tagen in der 10er-Haus-WG bei meinen Freunden im großen London.
An einem Tag gehen wir nach Shaftesbury rein. Auf dem Spielplatz ist das Wetter so ungemütlich, dass Mayla nach 5 Minuten im-Regen-rutschen keine Lust mehr hat und so entscheide ich mich für ein zweites Frühstück im nächsten Restaurant. Und was für ein Frühstück! Wir bekommen Eier, Bohnen, Tee, Saft, Brot, Marmelade, gebackene Tomaten, gebratene Pilze, Kartoffelröstis und Salat in einer riesigen Menge und das für nur 5 Pfund (für England sehr günstig). Mayla und ich wärmen uns am Feuer auf, beobachten von unserem gemütlichen Fensterplatz die Leute, die durch den Reen eilen und hauen uns den Bauch voll – es schmeckt ausgezeichnet.
Danach gehen wir noch in die Shaftesbury Abbey, ein uraltes Kloster (das erste Frauenkloster in England) mit einer ganz reizenden Dame, die uns das Ticket verkauft und genießen besonders den riesengroßen Garten mit vielen Informationstafeln, Audioguide und einem Kräutergarten. Zwischendurch müssen wir immer wieder Regenschauern ausweichen und wieder rein gehen.

Algy, Couchsurfing-Freund

Klostergarten

Mayla ist ein Ritter


vor der Shaftesbury Abeey

Ausblick von SHaftesbury

Unser Bombenfrühstück


Im Wind spielen

Auf unseren Bus nach Stonehenge warten
Trotzphase in Bath
Auf Anraten verschiedener Bekannter (Bath sei die schönste Stadt Südenglands!) ging es als nächstes nach Bath. Bath ist eine sehr alte Stadt, einst (und wieder) bekannt für seine (namesgebenden) römischen Bäder und daraus resultierender stark römisch geprägten und wunderschönen Architektur.
Dieses Mal verbringen wir herrliche Tage bei Astrid und Benjamin und ihrer 6 Monate alten Tochter Elke sowie deren Mitbewohnern. Mayla ist begeistert von Elke und will sie immerzu streicheln (was Elke nicht immer so schön findet) und ist unheimlich interessiert an dem Thema Babies, Milch trinken, Schnuller, im Bauch sein (ihr erster langer Satz: „Mayla Baby Mama Bauch“->„als Mayla ein Baby war, war sie bei Mama im Bauch“!).
In der Nähe unserer Couchsurfer gibt es einen riieesiigen Spielplatz, auf dem Mayla vermutlich am liebsten die kompletten zwei tage verbracht hätte. Stattdessen schleppe ich sie mit auf eine Stadterkundung (eine tatsächlich sehr hübsche Stadt) sowie in das Museum der ehemaligen römischen Bäder. Erst frage ich mich, ob sich der hohe Eintrittspreis von 14 Pfund lohnt, doch es ist wirklich sehr groß und interessant drinnen. Doch tatsächlich ist dies das erste Museum, das meine 2jährige-voll-in-die-Trotzphase-gekommene Tochter nicht mit Bravour meistert. Sie nölt, sie trotzt, ie schimpft, wenn sie nincht überall hochklettern darf, sie testet aus, meine Neins zu ignorieren, sie rennt weg, sie schmeißt sich auf den Boden und kreischt. Es hagelt Blicke von den zahlreichen Besuchern, die alle brav ihren Audioguides zuhören. Eigentlich bin ich ziemlich schmerzlos bei Maylas Trotzattacken und lasse sie auch mal in einer Fußgängerzone ihre Trotzphasen ausleben, doch hier gebe ich irgendwann auf und verlasse schließlich das Museum. Stattdessen darf sie auf dem Marktplatz Tauben jagen. Auch gut.


Couchsurfing-Baby Elke


Die heiße Quelle, römische Bäder

Noch mehr King Arthur und Natur in Nordcornwall
Als nächstes wohnen wir in Bodmin, Nordcornwall, bei Emma und ihren vier Kindern Theon, Jessica, Abigail und Isaac. Die Kinder haben alle ein Wochenende bei ihrem Vater und Mayla freut sich natürlich über all die zurückgebliebenen Spielsachen. Besonders Jessicas Puppen-Ausstattung hat es ihr angetan und die Baby Born wird gefüttert, gewickelt, spazieren geschoben, im Auto herumgefahren und in das Bett gebracht.
Ich mache einen Tagesausflug nach Tintagel, einer alten Schlossruine um die sich viele Sagen und Mythen in Verbindung mit Kind Arthur drehen.
Ich habe Lust, endlich mal wieder eine Wanderung zu machen und so klettere ich mit Mayla einen wunderschönen Wanderweg auf die Klippen hoch und stehe im Wind und betrachte das Meer, das man in dem Neben kaum sieht. Mayla und ich sind ganz alleine. Ich schließe die Augen, höre das Meer und mir wird klar, das dies bisher der schönste Moment auf meiner Reise ist.
Der Pfad führt uns an die alte Burg heran. Und hier komme ich nochmal richtig in des Schwitzen. Insgesamt über 600 Treppen führen auf die Burg und um sie herum. Und das mit einem inzwischen 11-kilo-Paket auf dem Rücken sowie Proviant in der Tasche! Doch es fühlt sich sehr gut an, mal wieder aus der Puste zu sein.
Es sind nur wenige Ruinen noch übrig und man kann kaum etwas sehen vor lauter Nebel – was es jedoch um so authentischer macht, ist doch der häufige Nebel sicher ein Grund für die vielen Legenden.
Zwischendurch darf Mayla auf den Mauern herumklettern, Schafe beobachten und Steine sammeln, die meiste Zeit muss sie aber auf dem Rücken bleiben – es sind zu viele steile, gefährliche Treppen und ungesicherte Pfade direkt an den Klippen.
Von Bodmin aus machen wir einen Ausflug Zum Eden Project. Eigentlich wollte ich nicht dorthin, da zu teuer und eine schlechte Busverbindung, doch wir haben großes Glück: Bei Emma wohnen noch andere Couchsurfer, die mit ihrem Mietauto dorthin fahren und sogar noch eine Freikarte für mich besitzen!
Also erkunden sie den ganzen Tag dieses faszinierende Projekt: Vor nicht einmal 20 Jahren fingen Leute an, aus einer alten verlassenen Tongrube ein Pflanzenparadies zu erschaffen – und das mit vollem Erfolg. Heute ist Eden ein riesiges Gelände mit 2 unheimlich großen Biomen (riesige Gewächshäuser), in denen einmal der Regenwald und einmal mediterranes Klima herrscht, einem weitläufigen Außengelände, der „Core“, einem 3stöckigen Ausstellungszentrum, der „Stage“, in denen Projekte laufen, mehreren Bio-Restaurants und viel Information zu Pflanzen, Tieren, Klima, Wissenschaft, Erderwärmung, Ressourcenschonung, Biologie, Technologie, alternative Energien, Pflanzenpower, etc….. Das alles sehr interessant und anschaulich präsentiert. Ich spaziere mit Mayla durch das Außengelände und das Regenwald-Biom, schaue mir einen Teil der Ausstellungen an, wir machen ein Picknick und den Rest der Zeit darf Mayla in der Kleinkind-ecke spielen und auf eine Hüpfburg.


Mayla ist soo stark!

So stark sind Hanf-Seile

Eden Project

Mayla schläft während unserer Wanderung

Wäre der Nebel nicht, könnte man hier das Schloss sehen

Merlin’s Höhle


Nach der anstrengen Treppen darf MAyla im Bach spielen


Das Regenwald-Biom


Das Schloss Tintagel im Nebel


Der Zug ist total überfüllt. Mayla stört es nicht, dass wir auf dem Boden sitzen müssen – vor allem wenn die Mitreisenden sie mit Snacks verwöhnen!

Hexenstadt Glastonbury
Nach Stonehenge und Tintagel darf natürlich Glastonbury nicht fehlen. Leider finden wir hier keinen Couchsurfer, bekommen aber ein unheimlich schönes und recht günstiges Zimmer im Backpacker-Hostel vor Ort, mit 2 großen Betten, einem sauberen Badezimmer, einem Fernseher und soviel Tee und Kaffee, wie ich trinken möchte.
Glastonbury ist eine sehr alternative Stadt, die alle möglichen bunten Leute anzieht – „New-Age“, Hexen, Hippies, Heiler und Suchende. Die wenigen Geschäfte, die es gibt, bieten Tarot, Hexenaustreibung, Handlesen, Aura-Massagen, Reiki und Reinigungen an und verkaufen Pendel, Heilsteine und Zaubertränke.
Grund für diese Szene ist wohl sowohl das nahegelegene Gglastonbury Festival, das größte Festival Englands sowie da Glastonbury Tor, das von vielen als Tor zur „anderen Welt“ bzw. zu Avalon gesehen wird und was Mayla und ich heute nachmittag besteigen.
Zum Fuß des Tores (was auf keltisch Berg bedeutet) ist es ein angenehmer 25-Minuten-Weg (der durch einen Spielplatzbesuch unterbrochen wird., ganz nach meiner Faustregel – etwas für Mayla, dann etwas für mich machen.)
Dann heißt es noch einmal 20 Minuten Treppensteigen, dann sind wir endlich oben. Welch ein Ausblick! Überall sitzen Menschen und haben es sich zu einem Picknick gemütlich gemacht. Ich genieße den Ausblick und erhole mich vom Aufstieg, mache mich aber recht zeitnah wieder auf den Rückweg – Zu steil ist es mir hier und ich kann Mayla keine Sekunde aus den Augen lasen, aus Sorge, dass sie zu weit weg geht und stolpert.
In dieser Nacht beginnt Mayla, Fieber zu haben.

Dort oben wollen wir hin!

Krank in London
Maylas Fieber hält auch am nächsten Tag noch an, als wir wieder zurück bei Jason und Janelle sind. Welch eine Ironie – ich bin gekommen, um die beiden wiederzusehen und dmait sie Mayla mal wieder sehen können, die beim letzten Besuch erst 4 Monate alt war. Erst der Schlafmangel, nun krank – Sie haben Mayla immer nur unzufrieden gesehen!
Da Maylas Fieber nicht wirklich weg geht und sie auch Schmerzen im Mund hat, verbringen wir unseren letzten Tag in London bloß mit Jason, Janelle und meinem englischen Freund Alexis, der extra 3 Stunden mit der Bahn nach London gefahren ist, um uns zu sehen, in einem Park in der Nähe.
Ich mache mir Sorgen um Mayla und mich bangt es ein wenig vor unserer 11-stündigen Rückfahrt am nächsten Morgen mit einem kranken Kind.

Mayla telefoniert nach Hause
11 Stunden Zugfahren mit einem fiebrigen Kind?
Mayla wacht um 3.30 morgens auf und kann nicht mehr schlafen. Sie ist totmüde und fiebrig, aber der Schlaf kommt einfach nicht. Ich versuche, nichts schwarz zu malen (wir müssen da nun eh durch) und um 5.15 gehen wir aus dem Haus.
Und Mayla ist die Wucht. Sie isst nichts, weil ihr das weh tut, muss aber unheimlich Hunger haben. Manchmal weint sie vor Schmerzen auf. Sie ist total übermüdet. Trotzdem meistert sie die Zugfahrt problemlos. Wir spielen, sie freundet sich mit einem kleinen Jungen an, wir lesen etliche Bücher und sie schlägt sich total wacker. Gegen 14.00, nach fast 11 Stunden wach sein, schaffe ich es endlich, sie in den Schlaf zu wiegen. Und dann müssen wir noch eine Stunde in Osnabrück am Bahnhof warten – mein Bruder steht im Stau.
Und dann, um 17.15, sind wir endlich zuhause. Ich bin zu müde zum duschen und setze mich mit Mayla in die Badewanne. Mayla ist zu müde zum weinen und so liegen wir beide um 19:30 im Bett. Mayla, mein kleines Superkind, fiebert weiter. Und ich merke, wie (wie ich das schonmal nach einer anstrengenden Reise erlebt habe) mein Körper nun, nach 3-Nächten-und-2-Tagen für Mayla stark sein, endlich die Erschöpfung zulässt. Ich bin zu erschöpft, um nochmal aufzustehen, lasse mir von meinem Vater eine Wärmflasche machen und denke nur noch, welche biologischen Wunder Mütter (bzw. Menschen) doch sind – wie sie sich komplett verausgaben können, ganze Nächte für ihre Kinder da sein und für sie stark sein können und erst dann, wenn alles wieder in „Ordnung“ ist, ihre Schwäche zulassen können. Dann schlafe ich erschöpft ein.
Am nächsten Tag gehen wir zum Arzt. Mayla hat Mundfäule – eine ganz fiese, aber häufige, Herpeserkrankung im Mund, die unheimlich Schmerzen und durchgängig hohes Fieber verursacht. Kann man nichts machen, außer Schmerz- und Fiebermittel geben und abwarten. Viele Mütter werden diese Infektion oder auch allgemein den Zustand des Schmerzes von ihren Kindern her kennen und wissen, wie furchtbar es ist, ihnen diese Schmerzen nicht abnehmen oder lindern zu können…

Auf nach Hause
Geld, Couchsurfing und wie Mayla und ich gereist sind
England, vor allem London, ist teuer. Zum Glück braucht man sehr wenig Geld, wenn man Couchsurfing macht und daher weder Geld für eine Unterkunft noch für Restaurants (dank vorhandener Kühe) braucht. Natürlich ist dies nur einer der Gründe, aus denen ich Couchsurfing mache. Noch viel wichtiger ist, dass es einfach schöner ist – besonders wenn man als Familie bei Familien wohnt. Vorhandenes Spielzeug, Spielpartner, kindgerechte Wohnungen, Gesprächspartner an Abenden, die man sonst alleine im Hotelzimmer verbringen würde, Jemanden, der mal zwei Minuten nach dem Kind schauen kann und vor allem auch Verständnis seitens der Eltern von weinenden, lauten, trotzenden Kindern – schließlich haben sie es selber auch schon durchgemacht oder sehen so, was auf sie zukommt 😉
Das, was wirklich ein riesiges Loch in meinen Geldbeutel gefressen hat, sind die Zugfahrten. Zufahren ist unglaublich teuer in England (wenn man nicht gerade seeehr früh bucht) und auch nicht so schön weit verbreitet wie in Deutschland. Eine Reise zu planen ist der Horror, sind wir doch verwöhnt von Seiten sie die der deutschen Bahn, die einfach alles für einen plant (ja, etwas gutes muss man den Halsabschneidern dann ja mal doch zusprechen). Stattdessen gibt es etliche, unübersichtliche Seiten der einzelnen Unternehmen. Das wurde besonders anstrengend, da meine Reise häufig in kleinere Orte führe, die nicht am Zugnetz angeschlossen waren. Diese kleinen Orte werden allgemein extrem schlecht bedient. Am Wochenende oder Feiertagen auf Busse angewieen zu sein? Ein Alptraum und teilweise nicht möglich! Nun verstehe ich gut, wieso sich die meisten Reisenden ein Auto mieten!
Tatsächlich haben wir etwa 220 Euro nur für den Fernverkehr in England ausgegeben! Und das obwohl wir einige Male nicht fahren konnten, da es keine oder nur schlechte Verbindungen ab.
Dazu kommen 30 Euro für die U-Bahnen in London und natürlich die unheimlich teuren Tickets von Osnabrück nach London und zurück – insgesamt 215 Euro! Das macht 465 Euro nur für Busse und Züge!
Außer für Verkehrsmittel haben wir für 14 Tage England etwa 450 Euro ausgegeben. Davon haben wir auch meistens für unsere Couchsurfer gekocht.
Dazu kommt, dass der Euro weiterhin unheimlich schwach ist. Wäre ich vor zwei Jahren nach England gefahren, hätte ich nach damaligem Wechselkurs fast 200 Euro weniger ausgegeben!
Übersicht Kassensturz
215 € Tickets Osnabrück-London-Osnabrück
220 € Busse und Züge in England
30 € U-Bahnen London
40 € Hostel Glastonbury
20 € Gebühren für Geld abheben und umtauschen
20 € Eintritt römische Bäder in Bath
10 € Eintritt Burg Tintagel
360 € Essen, Souvenirs, Kleinigkeiten, Sonstiges
915 €
Fernbusse sind sehr viel günstiger, brauchen aber auch viel länger und bedienen nur die touristischsten Orte und beliebtesten Strecken, für Mayla und ich tatsächlich nur einmal nutzbar, von Glastonbury nach London, ausgerechnet der Tag, also Mayla schon krank war. Dennoch hat sie die Fahrt über nicht einmal geweint, das kleine Wunderkind, und stattdessen 4,5 Stunden gespielt, gelesen und geschmust.
Und dann war da noch das hitchhiken. Ich hitchhike nicht gerne mit Mayla. Doch zweimal schien es mir die einzige Möglichkeit.
Beim ersten Mal mussten wir von Stonehenge nach Shaftesbury – 30km mit Auto, doch mit öffentlichen Verkehrsmitteln über 3 Stunden und mit 3 verschiedenen Bussen und einem Zug, etwa 50 Euro.
Das wollte ich weder Mayla noch mir oder meinem Geldbeutel antun, und so fuhr ich das erste Mal per Anhalter. 10 Minuten stand ich an der Straße – Mayla sicher in der Tragehilfe vor einem Bauch, Lieder singend – da hielt ein junger Mann an. Er sei in Neuseeland viel per Anhalter gefahren. Er wohne direkt hier um die Ecke, würde uns aber wohl eben nach Shaftesbury bringen. Wir unterhalten uns geht, er will eine Abkürzung fahren, wir verfahren uns und fahren so doppelt so lange als eigentlich nötig – doch das macht nichts, denn wir durchqueren wunderschöne verträumte alte Dörfer und kommen an vielen alten, schönen Häuschen vorbei – eine bessere Rundfahrt hätte ich mir nicht wünschen können! Und wir werden auch noch bis vor die Haustür unserer Couchsurfer gebracht.
Das zweite Hitchhike-Erlebnis war nicht geplant. Wir fahren mit der Bahn von Bodmin nach Taunton. Von dort wollen wir mit dem Bus nach Glastonbury, das keinen Bahnhof hat, weiter. Ich habe mir die Buszeiten aufgeschrieben und die Busse fahren stündich, sodass ich genug Zeit habe, vom Bahnhof zum Busbahnhof zu laufen. Dort angekommen gibt es eine böse Überraschung – es ist ein Feiertag und es fährt nicht ein einziger Bus nach Glastonbury,auch nicht mit Umweg über eine andere Stadt! Ich kann es nicht fassen. Ich stecke in Taunton fest. Meine Unterkunft in Glastonbury ist schon gebucht und auch der Fernbus für den nächsten Morgen, von Glastonbury nach London. Was tun? In Taunton im Hotel schlafen und am nächsten Morgen von hier nach London? Das wäre ein Verlust von mindestens 150 euro und außerdem wollte ich unbedingt das Glastonbury Tor besteigen.
Also versuchen wir wieder das hitchhiken. Ich laufe mit Mayla und dem Gepäck in Richtung Highway und halte dort den Daumen raus, während Mayla auf dem BürgeNach 15 Minuten hält ein sympatischer Mann an, der sogar den Kindersitz seines Sohnes im Auto hat. Auch er wohnt hier um die Ecke, bringt uns aber tatsächlich die 65 Kilometer bis nach Glastonbury – welch ein Engel! Wir quatschen gut, Mayla schläft im Kindersitz und er setzt mich direkt vor unserem Hostel ab. Ich drücke ihm noch 10 Pfund in die Hand und schaue auf die Uhr – wir sind tatsächlich noch eine halbe Stunde früher da, als wenn wir mit einem Bus hätten kommen können!
Noch ein kurzes Wort zum Hitchhiken mit Kleinkind? Die größte Kritik daran ist wohl, dass es gefährlich sei. Vor allem wenn man keinen Kindersitz dabei hat. Andererseits: In Fernbussen, die ebenfalls auf Highways und Autobahnen fahren, sitzt das Kind auch auf dem Schoß. Mit einem Bus kann ebenso ein Unfall geschehen. Und vergleicht man das deutsche Sicherheitsbedürfnis mit z.B. dem südostasiatischen, wo es etliche Kinder aber kaum Kindersitze gibt, merkt man, dass die Worte „gefährlich“ und „sicher“ immer am hiesigen Standard gemessen werden.
Ich schnalle Mayla immer mit mir an oder lasse sie in der Tragehilfe, wenn wir ohne Kindersitz Auto fahren.
Ein wenig zwiegespalten zu dem Thema bin ich schon noch. Vielleicht wegen der Blicke, die man dafür bekommt. Und weil man sich zu Smalltalk mit dem Fahrer ebenso verpflichtet fühlt, wie das Kind zu entertainen und beiden ein wenig anstrengender wird. Weil man schlechter planen kann und Dinger unvorhergesehener werden: wie sieht es mit Schlafen und essen im Auto aus? Und vor allem, wenn man sich längere Strecken vornimmt als die, für die ich mich entschieden habe: Kommt man rechtzeitig am Zielort an?
Es gibt einige Blogs und Erfahrungsberichte von Familien, die lange Strecken mit ihrem Kind per Anhalter gefahren sind. Ich finde das faszinierend und mutig.