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Archive for Juli 2014

Blick aus unserem Zelt

Mit Maria und Mayla ging es also nun weiter. Mit Maria kam ich super klar, sie erinnerte mich unheimlich stark an Ramona, einer sehr guten hollaendischen Freundin von mir, mit der ich viel und lange in Kamboscha unterwegs war.

Das Wetter war im Uebrigen wundervoll – heiss, aber nicht unaushaltbar. Wolkenlos. Schoen.

Wir fuhren mit dem Bus, machten Pause zwischendurch, assen Tortilla, trafen Eve, einen Franzosen (der nun schon laenger auf Gran Canaria lebt) und auch auf dem Weg zum Gathering war. 

Schliesslich wurden wir am Rande einer einsamen Strasse raus gelassen. Der Busfahrer zeigt auf einen steilen Pfad und sagt, dort seien die anderen Leute, die er transportiert hat, hinabgestiegen.

 

Nun sitzen wir da. Es ist trocken und sehr windig hier. Eve und Maria gehen noch letzte Einkaeufe machen und ich verstecke Maylas Buggy, der ab hier nicht mehr zu gebrauchen ist. In dem gleichen Gebuesch liegen schon 3 andere Kinderwagen. Das freut mich ! Meine Sorge, ich waere die einzige Verrueckte, die mit Baby auf dem Gathering ist, scheint unbegruendet. 

Ich breite eine Decke aus und setze mich mit Mayla drauf. Erstmal durchatmen. Der Wind ist ganz schoen stark. Der Abhang ist ganz schoen steil. Ich habe ganz schoen viel Gepaeck. 

 

Ich bin in Gedanken und versuche nebenbei Mayla vom Steineessen abzuhalten. Auf einmal merke ich, dass sich ein huebsches Paerchen mit einem sehr suessen baby zu uns gesellt hat. Sie sind aus Argentinien und Bella-Floy ist 10 Monate alt – genauso wie Mayla.  Sie schaut Mayla gross an, doch Mayla ist uninteressiert. Sie zeigt Bella-Floy, wie toll sie krabbeln kann und macht richtig action auf und neben der Krabbeldecke.

Die kleine Familie ist seit 3 Jahren in der Welt unterwegs, auf Rainbow-Gatherings und in Kommunen. 

Sie verabschieden sich, sie sind gerade hochgestiegen, um Einkaeufe zu erledigen. Die junge Frau sagt noch: „Be careful when you go down. It’s very windy. Protect your Baby!“

Dann sind Eve und Maria wieder da, in Begleitung von einem jungen Englaender und Soluna, einer Deutschen,  mit ihrem Sohn Damian. Der ist 13 Monate alt und kann schon gut laufen.

Die beiden umarmen uns und sagen: „Welcome Home!“ – sozusagen das „Motto“ von Rainbow Gatherings. Sie nehmen mir 2 Taschen ab, Maria nimmt eine weitere Tasche von mir. Bleibt nur noch Mayla und mein grosser Rucksack. Bevor ich mir Mayla und den Rucksack schnappen kann, nimmt Eve mir den auch noch ab und sagt: „Kuemmer du dich bloss um dein Kind, das ist am Wichtigsten“

Er balanciert nun den ganzen Weg 2 sehr schwere Rucksaecke, einen vorm Bauch, einen auf dem Ruecken. Total lieb.

 

Der Abstieg ist kompliziert und ich bin noch ein wenig langsam und unsicher mit Mayla im Tragetuch. Der Wind ist stark, 2 Mal muessen wir Wasserlaeufe ueberqueren. Doch nach ca. 45 Minuten sind wir schliesslich da: Am Playd del Trigo, einem wilden, windigen, schoenen Strand im Nordosten la Gomeras. Es ist geschaeftig, ueberall wuseln Leute, es ist heiss. Mayla probiert das erste Mal Sand, es scheint ihr zu schmecken.

 

Ich stelle mein Zelt auf. Zwar in der Sonne, aber hier ist nicht viel Platz und noch weniger Schatten. Da, wo wir nun sind, sind wir ziemlich nahe am „Main Circle“, wo sich praktisch das Gemeinschaftsleben abspielt.

Gerne waere ich den Bachlauf weiter hochgestiegen und haette irgendwo im Schatten gezeltet. Doch mit Mayla macht es mehr Sinn, naeher am Main Circle zu sein – und nicht jedes Mal, teils im Dunkeln, 20 Minuten am Bach entlang zu springen und ueber Felsen zu klettern, nur wenn ich etwas aus em Zelt brauche oder ich Mayla mal hinlegen moechte. 

Maria findet einen Platz im Freien, unter einem Gebuesch am Bachrand schlaeft sie wie in einem kleinen Nest. Eve zieht ganz ans Ende des Bachlaufs in eine versteckte, ruhige, wunderschoene Ecke.

 

Und hier leben wir nun fuer ca. 2 Wochen. Es ist interessant, liebevoll, aergerlich, anstrengend, heiss, windig, ermuedend, erquickend.

2 mal taeglich, fuer Kinder, schwangere und Stillende 3 mal taeglich, gibt es essen. Davor stellen sich alle Anwesenden – bis Vollmond werden es etwa 450 – in einen Kreis um das Feuer und singen. Und tanzen. Und umarmen sich. 

Tagsueber gibt es Workshops. Oder man geht im Meer schwimmen. Oder trifft sich zum Musik machen und Musik hoeren. Oder geht zum Wasserfall. Oder steigt hinauf zum Dorf. Oder besorgt Feuerholz, Lebensmittel und Wasser. Oder bereitet essen vor. Oder trifft sich im „Healing-Space“ oder „Women’s Space“.

Ich lerne schnell die anderen Muetter kennen. Celine mit Rejam aus Belgien, der auch 10 Monate alt ist. Und Kinga mit Soma aus Rumaenien, der 13 Monate alt ist. Gabriella mit Moha(3), Ungarn. Katharina mit Zarah un Jo(beide 2), Polen. Johann mit Philipp (4) sowie Marie mit Lina (2) und Linus(5), Deutschland. Und noch viele anderen Muettern mit Babies und aelteren Kindern aus allen Ecken der Welt. Wir sitzen viel zusammen in einer schattigen Ecke voller Spielsachen, die extra fuer Kinder und Babies errichtet wurde.

Interessanterweise sind fast alle anderen Muetter auch alleinerziehend. Ausser dem argentinischen Paerchen gibt es bloss ein anderes, italienisches, Elternpaar – alle anderen Muetter sind alleine mit ihren Kindern da.

Erst habe ich grossen Respekt vor den anderen und schaue zu ihnen hoch. Wie locker sie das alles machen! Ich habe mir so grosse Sorgen gemacht, ob Reisen das Richtige ist fuer Mayla!

Erst als wir uns besser kennen lernen, merke ich, dass die anderen Muetter die gleichen Sorgen, Aengste und Stressfaktoren haben, wie ich. Es fuehlt sich toll an, Gleichgesinnte zu treffen und mich mit ihnen auszutauschen.

Auch fuer Mayla ist es toll, andere Babies und sich herum zu haben. Staendig ist sie von ihnen umgeben und kann sie beobachten.
Sie lernt, dass es auch in Ordnung ist, wenn andere Erwachsene sich um sie kuemmern – solange sie mich sehen kann oder ich nach kurzer Zeit wiederkomme, ist es in Ordnung.

Ich lerne Mayla von einer ganz anderen Seite kennen. Ich merke ihre charakteristischen Unterschiede zu anderen Babies. Sie ist aktiver, krabbelt und steht mehr als Gleichaltrige. Sie weiss, was sie will und will immer mit dem Kopf durch die Wand. Waehrend andere Babies erstmal beobachten und ueberlegen, handelt Mayla. Wenn sie nicht kriegt, was sie will, wird sie boese und hat Wutanfaelle. Wenn man ihr etwas gibt wird es direkt in den Mund gesteckt und dann weggeworfen, waehrend andere Babies sich das erstmal genau anschauen. Wenn ein anderes Kind etwas in der Hand hat, nimmt sie ihm das weg. Wenn das Kind sich etwas neues nimmt, nimmt sie das auch. Und immer so weiter, bis neben Mayla ein Haufen Spielsachen liegt und das andere Kind verzweifelt drein sieht, da es gar nichts mehr hat.
Und Mayla lacht viel, laechelt alles und jeden an.

Das erste Mal koche ich nicht extra fuer sie, sondern sie darf beim Erwachsenenessen, das in der Regel sehr gesund und babygerecht ist, mitessen. Sie liebt das. 

Mittagsschlaf macht sie entweder im Tragetuch oder in der Kinderecke, da unser Zelt generell mittags zu heiss ist. Das Tragetuch ist auch super, weil ich Mayla arin schnell ein wneig vom Trubel „abschotten“ kann un ich sie darin stillen kann. Abends essen wir meist so spaet, dass ich sie erst im Tragetuch einschlafen lasse und sie dann zum essen wecke. Dann ist es schon dunkel und ich probiere Maylas Mund zu treffen, waehrend sie ihrerseits ebenfalls versucht, mit der Hand zu essen. Und das im Sand.

Nachts wird es richtig kalt, doch mit dickem Schlafanzug und gefuetterten umfunktionierten Kinderwagenfuss-nun-Schlaf-Sack schwitzt Mayla eher als dass sie friert.

Ich lasse sie fast immer ohne Windel. Entweder merke ich, wann sie muss und halte sie ueber einen Busch ab oder es geht halt eben etwas daneben – am Strand kein Problem. 

Da sie den ganzen Tag im Dreck spielt muss ich sie ab und zu im Meer waschen – obwohl sie Wasser liebt hasst sie dieses Gewasche im kalten Atlantik und hat als schlechten Nebeneffekt leider Angst vor dem Meer.

Zweimal laufe ich mit anderen Muettern mit Mayla in die Stadt, um Besorgungen zu machen und sie dort unter einem Wasserhahn richtig zu waschen. Dort machen wir eine richtige Plantsch-Aktion und es kommt endlich mal wieder Seife zum Einsatz. Und der Weg scheint gar nicht mehr so schwer zu sein.

Ich selbst gehe alle zwei Tage zu einem Wasserfall, unter dem ich duschen kann.

Wenn man nur fragt, geht eigentlich immer jemand mit, um sich um Mayla zu kuemmern oder jemand passt auf sie auf, wenn ich auf „Toilette“ muss oder einen Workshop besuchen moechte. Dies nehme ich viel seltener wahr als ich koennte. Ich merke, dass es mir im Endeffekt schwerer faellt als Mayla selbst, sie abzugeben. Fuer Zuhause nehme ich mir vor: Mehr loslassen. Mayla mehr Anderen anvertrauen und mehr fuer mich machen.

Mayla futtert ohne Ende Sand. An dem Versuch, die daran zu hindern, bin ich gescheitert – wie auch, wenn wir im Sand leben? Die anderen Muetter sagen: Lass sie, da kann nichts passieren, das hat mein Kind auch gemacht, die hoeren von alleine wieder auf.

Als Mayla nach 5 Tagenm immernoch haendeweise Sand in den Mund stopft sagen sie: Das hat mein Kind aber doch nicht so viel gemacht..

Mayla scheint der Sandmagen nichts auszumachen. Und tatsaechlich: Nach ueber einer Woche scheint der Sand an Geschmack zu verlieren und sie hoert auf, ihn zu sich zu nehmen – in dem Ausmass zumindest….

Tagsueber liebe ich es, mit Mayla im Tuch am Bach langzulaufen. Dort ist es schoen kuehl und ich besuche Eve, der schoen abseits vom Trubel zeltet. Auf einem selbstgebauten Tisch essen wir Kaese und Oliven, Mayla schlaeft in seinem kuehlen Zelt und wir reden ueber alles moegliche. 

Auf diesem Gathering sind so viele Leute und ich bin so auf Mayla konzentriert, dass ich mich mit nur wenigen Menschen wirklich verbunden fuehle –  unter anderem mit Eve und Maria, einigen Muettern und noch ein paar Anderen, die ich kennen gelernt habe. Workshops mache ich kaum mit (da ich Mayla schlecht abgeben kann und auch die Tage so schnell vorbei zu gehen scheinen) und auch abends, wenn alle trommeln, um das Feuer tanzen, feiern, liege ich mit Mayla im Zelt. Es ist eine sehr intensive Zeit fuer Mayla und mich. Doch vielleicht waere es schoen, dies einmal mit einem aneren menschen oder anderen Eltern zu erleben und es zu schaffen, ein gutes Mittel von babysitten und am-Gemeinschaftsleben-teilhaben zu erreichen.

 

Nach einer Woche kommt eine Pruefung. Alle Kinder (die nicht mehr gestillt werden) sind krank. Vermutlich kommt das, da sie immer in dem Bach spielen, der natuerlich nicht sauber ist. Langsam uebertraegt sich das auf die Erwachsenen. Mich erwischt es auch voll. Einen Tag lang liege ich komplett flach und uebergebe mich ununterbrochen. Mir bleibt nichts anderes uebrig, als Mayla ein wenig „loszulassen“, da ich mich so nicht um sie kuemmern kann. Doch kein Problem, andere Menschen toben mit ihr, fuettern sie, tragen sie, lenken sie ab. Sie findet es toll, so viel Action zu haben und wir mir nur gebracht, wenn sie gestillt werden will oder schlaeft. Ich bin stolz auf meine kleine Maus und dankbar, dass die Rainbow Family wirklich wie eine Familie handelt. Und am naechsten Tag ist auch schon alles ueberstanden.

Ich werde auch wieder sicherer – mit der Natur, mit meinem Koerper. Bin ich am Anfang noch voller Angst un unsicher zum Strand hinab gestiegen, nach einer Woche bin ich es wieder gewohnt. Trittsicher springe ich mit Mayla im Tuch von Stein zu Stein, steige mit ihr die Huegel hinauf, laufe barfuss ueber Steine und Kies. 

 

Es gibt wunderschoene Momente. Als ich mir einen Sonnenuntergang ueber dem tosenden Meer anschaue. Als ein Maedchen mich ganz fest drueckt und sagt: Nina, du bist eine tolle und inspirierende Frau. Als jemand mir frische Orangen und Kiwis in das Zelt bringt, einfach, um mir einen Gefallen zu tun. Als Mayla nach 2 Wochen das erste Mal von alleine Spielzeug an ein anderes Baby abgibt – mit einem dicken Grinsen. Wenn ich morgens aufwache, weil Mayla jauchzend durchs Zelt rollt. Als ich am Bach stehe und mir bewusst wird, wie unheimlich schoen die Natur hier ist.

 

Zu Vollmond sind am meisten menschen da und es gibt eine Riesenfeier. Manche von uns Muettern legen die Babies in eine geschuetzte Ecke nahe der Menschenmasse. Eine Mutter passt auf, waehrend die anderen tanzen, und signalisiert mit einer Taschenlampe, falls eines der Babies aufwacht.

Die Kinder schlafen, die lauteste Trommel der Welt kann sie nicht stoeren und wir Muetter koennen auch mal einen Abend zu den Trommeln tanzen.

Hier kann uebrigens jeder mein englisch bestens verstehen – zum Glueck, so lag es wohl eher an Mike“s Ohren als an mir, dass er mich nie verstanden hat 😉

Nach knapp 2 Wochen, eine Woche vorher als geplant, entscheide ich mich zu gehen. Es war eine tolle Zeit, doch auch stressig, mit sehr wenig Schlaf und auch Leuten, mit denen ich nicht gut klar kam. Ich sehnte mich nach einem Bett, einer Dusche, sauberen Klamotten (Baby + Strand = massenhaft dreckige Klamotten), ein wenig mehr Schlaf. Und ich freue mich auf Part 2 meiner Reise: Durch Spanien reisen. 

Kurz nach unserer Ankunft auf dem Rainbow. Noch ist Mayla ganz sauber - ein Babylon-Baby halt, wie man hier sagt. Doch der erste Sand wird getestet!

Kurz nach unserer Ankunft auf dem Rainbow. Noch ist Mayla ganz sauber – ein Babylon-Baby halt, wie man hier sagt. Doch der erste Sand wird getestet!

Sommer, Sonne, Sonnenschein

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Es ist 5 Uhr morgens. Mayla schlaeft noch (zum Glueck! Sie hat hier ebenso wie zuhause einen sehr unruhigen Schlaf, wird alle 1,2 std wach, will meist gestillt werden) udn ich dusche schnell und versuchen ,meine Taschen ein wenig besser zu packen. Ich merke, dass es eine schlechte Idee war, 2 alte Taschen mitzunehmen, damit ich diese ohne Probleme nach dem Gathering weg werfen konnte. Denn diese Taschen sind jetzt schon kaputt, reissen ein, die Naehte loesen sich.

Mike bringt uns zur Faehre, mit der wir nach la Gomera uebersetzen. Als ich da stehe, nun mit Rucksack auf dem Ruecken, der mich mit seinem Gewicht fast weg knicken laesst, und mehreren Taschen und Mayla im Buggy fragt er zweifelnd, ob das so gehen wuerde. klar, sage ich, ich muesse es ja auch weiterhin alleine schaffen, und er faehrt weg.

Ich suche den verdammten Weg auf das Schiff. Schliesslich schleust mich ein Mitarbeiter an fahrenden Autos vorbei, bis wir zu einer steilen feuerleiter-maessigen Treppe kommen, zeigt nach oben und laesst mich stehen.
Nassgeschwitzt nehme ich mir vor, so bald wie moeglich so viel Gepaeck wie moeglich loszuwerden.
Ich pfeife auf die Sicherheit meiner Sachen und lasse Buggy mit dem grossen Rucksack unten stehen, nehme Mayla auf den Arm und gehe nach oben, wo ich einen tollen Sessel genau vor dem Frontfenster ergatter.
Es ist tolles Wetter und waehrend der Fahrt versuche ich Maylas Aufmerksamkeit auf die Wellen zu lenken. Doch die findet die Schwerkraft viel interessanter: Sie balanciert an den Tischen entlang, setzt sich hin, stellt sich wieder hin. Lacht, wenn das Schiff so wackelt, dass sie umgestossen wird. Und meine Hand ist immer an ihrem Koerper.

Ankunft auf La Gomera. Ich steuer auf die Treppe zu, an deren Ende meine ganzen Sachen sind. Ein Sicherheitsbeamter versperrt uns den Weg. Er zeigt dorthin, wo der Menschenstrom hin geht und sagt „Exit“ ich versuche ihm zu erklaeren, dass ich meine Tasche dort unten liegen habe. Es schuettelt den kopf und sagt „no exit“. Ich erklaere nochmals, dass ich aber den Buggy fuer Mayla braeuchte. Ich frage, ob ich mir den vom Exit aus abholen koennte. Nun nickt er uns sagt „Yes, yes. now exit“ und schiebt mich ungeduldig weiter.
Die Menschenmenge drueckt mich zu dem richtigen Exit und ich merke, dass ich das Schiff wohl eigentlich hier haette betreten muessen; eine Rolltreppe, Gepaeckfaecher. Es sieht einfach mehr nach Eingang aus.
Ich werde rausgedrueckt. Und aus einmal stehe ich vor dem Schiff auf der Strasse. Die Menschen gehen ihrer Wege und ich habe Mayla auf dem Arm aber kein Gepaeck. Ich steuer auf die Autoladeklappe zu, entschlossen, mich jetzt nicht abwimmeln zu lassen. Direkt versuchen 2 Sicherheitsbeamte mich wegzuschleusen. Erneut erklaere ich meinen Sachverhalt. Sie verstehen kein englisch. Ich aerger mich, dass mir gerade kein einziges hilfreichen spanisches Wort einfaellt. Ich zeige in den Laderaum und versuche pantomimisch einen Buggy darzustellen. unverstaendnis, Ungeduld. Das geht fuer weitere 5 Minuten so und ich glaube, die beiden ueberlegen ernsthaft, mich gewalttaetig aus dem verbotenen Bereich zu bringen. Schliesslich meine Rettung: Ein junger Spanier, bunt gekleidet, Feder im Haar, der englisch spricht. Ich erklaere ihm schnell, was los ist , er uebersetzt, 2 Mienen hellen sich auf und die Frau nimmt mich laecheln mit zu dem Buggy und meiner Tasche.

Der bunte Spanien wartet draussen auf mich. Mit ihm seine Freundin und eine junge Finnin. Er will wissen, wie ich es geschafft habe, meine Sachen auf das Autodeck zu kriegen.

Ich frage ihn, ob sie auch auf das Gathering wollen. Er und siene Freundin kommen nach, meint er, aber Maria, die Finnin, will auch heute noch dorthin.
Maria und ich grinsen uns an. Maria hat keine Ahnung, wo das Gathering ist und nur eine kleine Tasche und eine Ukulele dabei.
Ich habe eine genaue Wegbeschreibung und mehr taschen als ich transportieren kann.

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4:15. Die Maschine startet. Ich bin nun wirklich voller freudiger Aufregung.
Die Dame am Sperrgepaeckschalter war supernett und hat mit Mayla gespielt. Das Gepaeck hat sie mit einem Riesenlaecheln angenommen und uns einen tollen Flug gewuenscht.
Was ein bisschen Freundlichkeit doch ausmacht, denke ich!

Die naechste Stunde, bis wir das Flugzeug betreten konnten, habe ich versucht, Mayla zum einschlafen zu bringen. Da Flughafen aber nunmal viieel zu interessant sind, hat das erstmal nicht geklappt. Erst 5 Minuten vor Boarding-Time (welch ein Timing!), nach ewigem Hin-und-her-schaukeln und Liedchen-in-ihr-Ohr-summen gab sie schliesslich auf und schlief im Tragetuch mit ihrem Kopf an meiner Brust ein.

Nun beobachte ich mit gemischten Gefuehlen, wie sich die Maschine langsam vom Boden entfernt. Die Lichter. In der Ferne Muenster. Immer hoeher. Und es fuehlt sich unheimlich gut an. Ich versuche den Stress am Flughafen auszublenden und lehne mich zurueck.

Meine Vorstellung vom Flug: Mayla schlaeft die 4,5 Stunden durch, evtl. einmal eine Trinkpause und ich kann zumindest doesen.

Nicht mit Mayla. Ca 15 Minuten nach Start wird sie wach und laesst ein leises Noelen ertoenen.
Hinter mir sagt jemand genervt „Na, jetzt ist es vorbei mit der Ruhe.“
Ich nehme Mayla aus dem Tuch – aber von quengeln keine Spur. Im Gegenteil! Mayla findet alles super spannend. Sie zeigt ihr bestes Laecheln und spielt mit dem Herren hinter uns, der den Kommentar gebracht hat, verstecken – immer wieder zwischen den Sitzen nach hinten lugen. Bald hat sie alle umliegenden Personen fuer sich gewonnen und alle versuchen, sie zu belustigen. Zwischendurch siegt der Schlaf doch und sie doest fuer eine Stunde ein. Wird wieder wach. Spielt weiter. Will am liebsten ueber alle Schoesse krabbeln. Bis zum Ende des Fluges.
Und der Mann hinter mir sagt – unter den Beipflichtungen seiner Frau: „Ich habe noch nie ein Kind gesehen, dass so suess war und so gut drauf ist!“

Auch die LAndung mit einer wachen Mayla ging ohne Probleme, der druck auf den Ohren schien ihr nicht viel auszumachen.
Auf dem Flughafen in Teneriffa bin ich schlauer. Ich hole mir einen Gepaeckwagen, dort kommt Buggy, Rucksack gross, Rucksack klein, tasche 1, tasche 2 drauf. mayla bleibt im Tragetuch.

Und als wir ENDLICH um 9:00 den Ankunftsbereich verlassen, steht Mike da und begruesst uns herzlich.

Mike ist Englaender, 74 Jahre und hat gerne Gaeste in seinem bescheidenen Heim auf Teneriffa. Er plant eine lange Amerika-Tour und hat leider ein wneig Hoerschwierigkeiten bzw kennt den deutschen Akzent scheinbar nicht. Mein ein wenig eingerostet englisch versteht er zumindest kaum.
Er fragt bei jedem 3. Wort nach, was mich sehr stark an meinen Englisch-Skills (auf die ich mir bisher etwas eingebildet habe) zweifeln laesst.

Aber Mike ist nett. Er hat einen Kindersitz fuer Mayla besorgt, faehrt uns nach Hause, laesst uns ein Nickerchen machen, faehrt uns am Tag rum, wir stehen am Strand, stellt uns englischen Freunden vor, zeigt uns Bilder, die er gemalt hat, spilt mit Mayla, kocht fuer uns… und ich bin doch froh, als ich am fruehen Abend sagen kann, dass ich Mayla nun ins Bett bringen wuerde. Und finde es an diesem ersten Abend gar nicht schlimm, dass ich kein Babyfon dabei habe und nun ebenso frueh mit Mayla schlafen gehen muss.

Und Mayla? Scheint die ganze Aufregung nichts auszumachen. Mike durfte sie schon einmal auf den Arm nehmen. Und abends liegt sie wie ganz selbstverstaendlich in meinem Arm und schlaeft ein – dass wir nicht in unserem Bett zuhause liegen, scheint sie nicht im geringsten zu stoeren.
Mama ist ja da.

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2 Uhr morgens. Auf einmal stehe ich da. Alleine. In einer ewig langen Menschenschlange um fuer den Flug nach Teneriffa einzuchecken. Mayla schaut sich verschlafen aus dem Tragetuch den noch maessigen Trubel an. Ich habe einen Rucksack auf und eine schwere Tasche in der Hand. In dem Buggy liegt – sehr wackelig – mein grosser Rucksack, der mich schon durch Asien und Australien begleitete und nun aus allen Naehten platzt.
Ich habe noch von aussen Windelpakete, Schuhe, Isomatte und Zelt drangebunden und versucht, durch Sicherheitsnadeln extra zu befestigen – es sieht wirklich furchtbar aus. Eine weitere Tasche baumelt von dem Buggy. Auf die Idee, uns vorzulassen, kommt natuerlich keiner. Wer kann schon um diese Uhrzeit zuvorkommend sein….
Mayla flirtet inzwischen mit der Personengruppe neben uns. Immer wenn die Schlange sich ein paar Schritte weiter bewegt, versuche ich mit 1,5 Haenden den Buggy weiter zu schieben. Die Raeder blockieren, ich wackel, der Rucksack rutscht fast runter, ich zieh ihn wieder hoch, stemme mich gegen das Billigding… von den Seiten ernte ich mitleidige Blicke. Tapfer versuche ich mit zuversichtlichen Laecheln zu antworten.
Dann fragt eine Frau: „Reisen Sie etwa alleine?!“ Ja, tue ich, antworte ich, aber ein Freund wuerde mich in Teneriffa vom Flughafen abholen. Das stimmt sogar fast. Ein Couchsurfer holt mich und Mayla vom Flughafen ab.Dort wollen wir eine Nacht verbringen und uns erstmal vom Flug erholen, bevor es einen Tag darauf weiter nach La Gomera geht.

Endlich am Schalter angekommen, strahlt Mayla die Frau dahinter an – es scheint ihr nichts auszumachen, dass es mitten in der Nacht ist.
Die Frau strahlt nicht zurueck, sondern zeigt mit hochgezogenen Augenbrauen auf mein Gepaeck. „Den Buggy muessen Sie beim Sperrgepaeck am Ende der Flughafenhalle abgeben. Und den Rucksack kann ich so nicht aufgeben. Da darf nichts dran sein.“ Mir bleibt einen Moment das Herz stehen. Ich versuche zu begruenden, dass das alles festgebunden sei. Und dass ich schon mehrmals mit einem Rucksack, an dem Isomatte&CO dran hingen, geflogen sei und nie Probleme hatte. Die Frau bleibt hart. Ich muesse alles irgendwie umpacken. Ich breche in Schweiss aus angesichts der unmoeglichen Logisitk, alles, was von aussen an dem Rucksack haengt, irgendwie in Taschen zu verstauen. Ich schicke mich an zu gehen und frage noch ein letztes Mal gequaelt“Geht das nicht doch irgendwie anders?“
Die Frau dreht sich sichtlich genervt um, zu zwei Maennern, die hinter ihr plaudern. „Markus! Was is mit dem Rucksack?“ Nur ein kurzer Blick und er antwortet: „Na, als Sperrgepaeck aufgeben!“ Na also, wieso nicht gleich so du bloede Kuh?, denke ich, sage zuckersuess „Danke“ und mache mich auf den Weg zur Sperrgepaeckaufgabe. Nicht ohne dass mir der Rucksack vom Buggy rutscht. Und waehrend ich den richte, eine der Taschen aufreisst.
Irgendwie finde ich noch 2 Sicherheitsnadeln zum notduerftigen Zusammenhalten der gerissenen Tasche, komme doch noch voran und spuere die Blicke der Schlangenmenschen auf meinem Ruecken. Ich schlucke einen Kloss im Hals runter, laechel Mayla, die sich das Schauspiel vom Tragetuch aus angeschaut hat, zuversichtlich an und bekraeftige mich mit dem Gedanken: „Reisen ist die richtige Entscheidung!“ Naja, ist jetzt sowieso zu spaet…

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